In der Vitrine im letzten Raum des Wiener Philharmoniker Museums finden sie den Programmzettel zum ersten Philharmonischen Konzert.

Wie aus dem Gründungsdekret ersichtlich ist, war das erste Konzert für den 3. April 1842 angesetzt, wurde jedoch vorverschoben: die damalige Konzertsaison umfasste nur die Wintermonate Oktober bis März, weswegen die Sänger alljährlich die Kaiserstadt bereits Anfang April verließen, um auswärts Gastspiele abzuhalten. Mit der Vorverlegung des Konzerts ist man den Sängern also entgegen gekommen.

Weiters schreibt Nicolai von einer Philharmonischen Akademie, auf dem tatsächlichen Programmzettel des ersten Konzerts steht aber lediglich „großes Konzert“. Erst die nachfolgende Veranstaltung wird „zweites Philharmonisches Konzert“ tituliert, was auf die Erwartung einer gewissen Kontinuität schließen lässt. Somit waren sich die frisch gegründeten Philharmoniker, zumindest was das erste Konzert anbelangt, ihres Erfolges wohl noch nicht ganz so sicher.

Diese Annahme wird auch durch den Interpreten des sechsten Programmpunktes – Adrien-Francois Servais – unterstrichen, er war der damals berühmteste Cellist Europas. Wenn man bedenkt, dass die Wiener Philharmoniker gegründet wurden um dem ausufernden Virtuosentum Paroli bieten zu können, ist man hier zumindest beim ersten Konzert sehr inkonsequent gewesen.

Außerdem ging man bei der Stückauswahl auf Nummer Sicher: bis auf die anspruchsvolle siebente Symphonie Beethovens wird eine recht durchschnittliche Auswahl an damals gern vorgeführten Arien und Ouvertüren präsentiert. Zur Ehrenrettung der Musiker sei aber noch erwähnt, dass in den nachfolgenden Konzerten bis auf Franz Liszt nicht mehr auf Virtuosen als Erfolgsgaranten zurückgegriffen wurde.

Wussten Sie schon, dass …

Otto Nicolai – ebenso wie die Sänger – auf ein Honorar verzichtet hatten? Der Gewinn wurde also zu gleichen Teilen an die Orchestermitglieder ausbezahlt. Die Ensemblemitglieder haben dieser großzügigen Geste ihren Dank gezollt, indem sie ihren Dirigenten von Joseph Kriehuber lithographieren ließen. Sie sehen die Lithographie zwischen den Fenstern.

Das Leben als Berufsmusiker war auch damals hart und mitunter auch nahe der Armutsgrenze. Die durch das Konzert eingenommene Finanzspritze wurde von vielen der Musiker dringend benötigt, woraufhin man sich auch einigte die Philharmonischen Konzerte weiterzuführen. Allen hehren Motiven zum Trotz wurde das Unternehmen Wiener Philharmoniker somit aus Gründen der Rentabilität weitergeführt.