Am 1. Jänner 2016 feierten die Wiener Philharmoniker das 75-jährige Bestehen des allseits beliebten Neujahrskonzertes. Weniger bekannt ist, dass eben diese berühmte Veranstaltung ihren Ursprung in einer der dunkelsten Zeiten der Österreichischen Vergangenheit hat.

Wie am Programmzettel, in der Vitrine links vom Welcomedesk aus gesehen, ersichtlich, handelt es sich beim ersten „Neujahrskonzert“ eigentlich um ein außerordentliches Konzert, das am 31. Dezember 1939 über die Bühne ging. In der von Clemens Krauss zusammengestellten Veranstaltung wurden ausschließlich Werke von Johann Strauss Sohn aufgeführt.

Zwar wurde das Johann-Strauss-Programm nicht speziell für das Neujahrskonzert etabliert – Krauss dürfte eine Vorliebe für den Komponisten gehabt haben, wie aus diversen vorangegangenen Schwerpunktkonzerten ersichtlich ist. Jedoch passte die Unterhaltungsmusik des Walzerkönigs hervorragend in eine nationalsozialistische Propagandamaschinerie zur Betonung des deutschen Kulturguts.
So wurden die Konzerte während des Krieges von den Wiener Philharmonikern zwar allein organisiert, jedoch durch die Reichsrundfunkgesellschaft übertragen. Auf die Spitze getrieben wurde die ideologische Instrumentalisierung der Straussmusik, als Joseph Goebbels die teilweise jüdische Herkunft des Komponisten vertuschen lies!

Wussten Sie schon, dass …

im Dezember 2012 in der Tageszeitung „die Presse“ ein Artikel über den nationalsozialistischen Entstehungskontext des Neujahrskonzerts publiziert wurde? Dieser wurde schnell von anderen Printmedien aufgegriffen. Dadurch wurde – erneut – die Forderung nach einer Historikerkommission zur Aufarbeitung der NS-Vergangenheit des Orchesters laut. Dies hat eine erinnerungspolitische Debatte losgetreten und so wohl auch den Anstoß dazu gegeben, dass sich die Philharmoniker im Jänner 2013 dazu berufen fühlten, aktuelle Forschungsergebnisse unabhängiger Wissenschaftler auf ihrer Homepage zur Verfügung zu stellen.