Wien ist eine musikalische Weltstadt und wenn man möchte, kann man hier jeden Tag ein anderes Konzert genießen. Das jedoch war nicht immer so…

Bevor die Wiener Philharmoniker die Bühne betraten, existierte kein öffentliches Konzertleben so wie wir es heute kennen. Natürlich hat es musikalische Veranstaltungen gegeben: seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts waren Wohltätigkeitskonzerte beliebt. Auch organisierten Solisten bzw. Komponisten Privatkonzerte, um ihren Lebensunterhalt aufzubessern. Wolfgang Amadeus Mozart z.B. war 1785 der Erste, der eine Konzertserie ausschließlich mit Berufsmusikern aus dem Ensemble des Burgtheaters veranstaltete. Davor wurden bereits Abonnementkonzerte im Augarten von Philipp Jakob Martin, einem privaten Konzertunternehmer, organisiert – jedoch nicht mit Berufsmusikern, sondern Dilettanten und genau hier lag das Problem.

Die Musik veränderte sich, besonders die anspruchsvollen Beethovenschen Symphonien verlangten ein gut eingespieltes Orchester, das den technischen Anforderungen standhalten konnte. Nur gab es eben kein ständiges Konzertorchester. Daher konnte das Ensemble des Kärntnertortheaters auch unmöglich alleine Beethovens 5. Symphonie aufführen, wodurch per Zeitungsinserat Verstärkung gesucht werden musste. Natürlich waren die Künstler in so zusammengewürfelten Orchestern nicht aufeinander eingespielt und die damals übliche Praxis, wenig zu proben, war auch nicht gerade förderlich. So mussten z.B. für die 1824 uraufgeführte 9. Symphonie Beethovens zwei (!) Gesamtproben ausreichen, es erstaunt daher „dass man erst beim ‚Ritmo di tre battute‘ ganz auseinandergeriet und noch einmal von vorne beginnen musste.

Spätestens jetzt wurde klar, dass die Aufführungspraxis revolutioniert werden musste: ein großes Konzertorchester von Berufsmusikern, mit fixem Veranstaltungsort um regelmäßig Proben zu können war unumgänglich!

Wussten Sie schon, dass …

die Wiener Philharmoniker einen Vorläufer – den von Franz Lachner gegründeten Künstler-Verein – hatten? Als erster Hofkammermusiker etablierte er klassische Symphonien als Zwischenakte während Ballettvorstellungen. So kam es zustande, „dass man ins Ballet gehen mußte, um Beethoven’sche Sinfonien gut ausgeführt zu hören.“ Aufgrund grober organisatorischer Mängel war dem Künstler-Verein kein Erfolg beschieden, trotzdem muss man seine Rolle als Wegbereiter der Wiener Philharmoniker betonen.