Die Wiener Philharmoniker sind von einer Reihe namhafter Dirigenten geleitet worden. Sie sehen in den Vitrinen einige dieser Orchestererzieher vorgestellt.

Sofern ein Dirigent nicht gerade seine eigene Komposition leitet ist er als reproduktiver Künstler zu verstehen. Also ähnlich einem Schauspieler, der die Wörter eines anderen auf der Bühne verkörpert. Dem war nicht immer so, bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hat im Regelfall der Komponist das Orchester geleitet. Es hat zwar den Beruf eines Kapellmeisters gegeben, aber die rangierten in der Musikerhierarchie eher an unterer Stelle.

Dem Komponisten Claudio Monteverdi (1567-1643) wird erstmals der Ehrentitel „maestro di capella“ verliehen. Durch dessen neuartige Kompositionstechnik entwickelt sich die sogenannte „Affektdirektion“, die dem Dirigenten ermöglicht, Tempi und Ausführung zu variieren. Durch diese neu erworbene künstlerische Freiheit wurden natürlich höhere Anforderungen an die Dirigiertechnik der Konzertmeister gestellt. Es war nun nicht mehr gestattet, den Takt mit dem Fuß stampfend anzugeben, sondern nur mehr mit der Hand, was wiederum eine klare Taktiergestik erforderlich machte.

Interessanterweise wird der Dirigent zu Beginn des Barock hinter das Cembalo platziert, um hier den Takt dezent, mit Hilfe des Tasteninstruments, vorzugeben. Für die Streicher im Orchester hat ein „Vorgeiger“ für das Zusammenspiel gesorgt. Joseph Haydn z.B. bevorzugte es in Esterháza mit der Geige zu dirigieren, außerhalb jedoch mit Cembalo. Wolfgang Amadeus Mozart – obwohl selbst ein vorzüglicher Geiger – taktierte lieber mit Klavier/Cembalo.

Als die Partituren immer komplexer wurden und auch das Orchester an Größe gewann, wurde es allerdings notwendig, einen übergeordneten Kapellmeister zu installieren, der sich ausschließlich um die Leitung und das Zusammenspiel des Orchesters kümmerte. Außerdem war es lästig, immer ein Tasteninstrument bzw. die laute Taktangabe des Kapellmeisters zu hören und so führte Ludwig Spohr zu Beginn des 19. Jahrhunderts die stille Orchesterleitung ein.

Wussten Sie schon, dass …

Musiker und Komponisten oft unterschiedlicher Ansicht darüber waren, wie ein Orchester ordentlich geleitet gehört? So sahen sich Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel teilweise genötigt, ihrer Meinung Nachdruck zu verleihen. Bach bevorzugte zur Unterstreichung seiner Argumente einen Dolch, Händel hingegen zog lieber den ungleich eleganteren Degen.