Man kann Wien getrost als die Ballhauptstadt der Welt bezeichnen, reiht sich doch im Fasching ein rauschender Tanzabend an den nächsten. Besonders elegant ist der Ball der Wiener Philharmoniker, der jedes Jahr in den repräsentativen Sälen des Musikvereinsgebäudes stattfindet.

Nach dem 1. Weltkrieg hatte Österreich große wirtschaftliche Probleme, die mit einer hohen Inflation einhergingen. Aus diesem Grund war das einst riesige Vermögen der Fondskasse und des Vereins „Nicolai“, mit rund 300 000 Kronen, wertlos geworden. Somit waren jegliche soziale Einrichtungen wie Krankengeld oder Zusatzpensionen der Musiker verloren und man musste neue Wege finden, um finanzielle Mittel lukrieren zu können.
Es zeichnete sich die Idee für einen Ball ab, dessen gesamter Reinertrag an die Wohlfahrtseinrichtungen des Orchesters gehen sollte. Übrigens eine Sitte, die bis heute beibehalten wurde! Der erste Ball der Wiener Philharmoniker fand am 24. März 1924 statt und wurde ein voller Erfolg. In finanzieller Hinsicht genauso, wie in puncto gesellschaftlichem Glanz – so glich das Ballkomitee einer Liste des „Who is Who“ aus Burg und Oper.
Der Burgtheaterdirektor Anton Wildgans wurde gebeten eine „literarische“ Damenspende beizusteuern. Mit den blumigen Worten: „Euch liebt die Heimat und euch ehrt die Welt!“ kann der Beitrag Wildgans als Laudatio auf die Wiener Philharmoniker gesehen werden. Aber nicht nur in literarischer Hinsicht wurde das gesamte Unterfangen zum Erstrahlen gebracht – natürlich gab es auch ein musikalisches Präsent. Das Komitee bat Richard Strauss darum, eine Fanfare zum Einzug der Ehrengäste zu komponieren, was dieser bereitwillig tat.

Bis heute findet der Ball ausschließlich im Musikvereinsgebäude statt, außerdem liegt die alleinige Organisation bei den Musikern. Die Eröffnung erfolgt durch die Philharmoniker selbst, die nach der Strauss Fanfare immer noch eine Ouvertüre oder einen Walzer unter Leitung eines Abonnementdirigenten präsentieren.

Wussten Sie schon, dass …

zum ersten Philharmonikerball der Abonnementdirigent Felix von Weingartner eingeladen wurde, den Walzer „An der schönen blauen Donau“ zu dirigieren? Dieser jedoch, etwas beleidigt darüber, dass man Richard Strauss bat die Fanfare zu schreiben, nachdem dieser auch schon die große Südamerikareise 1923 begleitete, zierte sich zuerst ein bisschen. Aber natürlich ließ sich Weingartner schlussendlich nicht die Gelegenheit entgehen, vor der politischen und künstlerischen Prominenz Wiens zu brillieren.