Franz Schubert wurde in der Vorstadt, im Haus „Zum roten Krebsen“, geboren und ist somit der erste „echte“ Wiener unter den bislang vorgestellten Komponisten. Wenn Sie sich hier ein wenig umschauen fällt sofort die bürgerliche Gemütlichkeit auf, die sich im Einrichtungsstil mit den seidenen Tapeten und den schönen Möbeln, niederschlägt. Schubert selbst konnte von solchem Luxus nur träumen. Anhand der Bilderabfolge am Monitor wird die tatsächliche politische und ökonomische Situation dieser Zeit dargestellt:
Wien war nämlich zu Schuberts Zeiten alles andere als ein Ort, an dem man gerne hätte leben wollen. Die sanitären und medizinischen Zustände waren katastrophal, sauberes Trinkwasser war kaum vorhanden, wodurch sich Krankheiten rasch ausbreiteten. Der Großteil der Bevölkerung lebte unter furchtbaren Bedingungen; Unterernährung, Tuberkulose und Cholera waren ständig präsent. Die Mieten waren extrem hoch, sodass auch große Familien eng zusammenwohnen mussten. Schuberts Vater zum Beispiel, ein Lehrer, hatte nur zwei Zimmer zur Verfügung. Davon nutzte er das eine als Schulraum, im anderen lebte die Familie – von den insgesamt 14 Kindern überlebten nur fünf.
Der Verlust vieler Geschwister und die ärmlichen Verhältnisse schlugen sich natürlich auch im künstlerischen Schaffen Schuberts nieder. Wie Sie den Liedtexten in der Mitte des Raumes entnehmen können werden Motive wie Tod oder Verlust oft aufgegriffen. Die Romantik zeichnet sich aber auch durch die Liebe zur Natur und Schwärmerei aus. Liederzyklen wie „Die schöne Müllerin“ oder „Die Winterreise“ sind bis heute noch beliebt und gehören zum ständigen Konzertrepertoire.