Sie betreten nun die Welt von Gustav Mahler (1860-1911), einem sehr arbeitssamen Künstler: Erfolgreich als Dirigent und Hofoperndirektor, aber auch als Komponist.

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Vielleicht fragen Sie sich gerade, warum Sie hier überall Bäume sehen… Diese stehen stellvertretend für den Wald und die Natur als Rückzugs- und Kraftraum – das war nämlich die Inspirationsquelle für das künstlerische Schaffen Mahlers. Zu diesem Zweck ließ er sich an jedem seiner Sommersitze ein eigenes Komponierhäuschen – wie auf den Bildern an einem der Baumstämme zu sehen ist – mitten in der Natur bauen: 1894 in Steinbach am Attersee, 1900 in Maiernigg am Wörthersee und 1908 in Toblach in Südtirol. Die Natur, der See und der Wald dienten ihm als Heimat und Refugium. Dort war er, nur von Blumen und Vögeln umgeben, glücklich, einsam, in seinem Element, alleine mit sich und der Musik, die er aus sich heraus schöpfte. Mahler sagte einmal, der See habe eine eigene Sprache und rede zu ihm: „Wenn ich ihm zuhören kann, dann fließen die Kompositionen förmlich aus meinem Kopf.“

Dieses Gefühl versuchte er auch in seine Symphonien einfließen zu lassen. Er wollte das „Universum zum tönen und klingen bringen, nicht nur menschliche Stimmen, sondern auch Planeten und Sonnen kreisen lassen“. So zumindest äußert sich Mahler zu seiner achten Symphonie, einem gigantischen Werk, auch „Symphonie der Tausend“ genannt, weil bei der Uraufführung im Jahr 1910 insgesamt 858 Sänger und 171 Orchestermusiker mitwirkten. Mahlers Symphonien waren im wahrsten Sinne des Wortes unerhört, aber so revolutionär seine Musik auch wirkte, den Kompositionsstil des 19. Jahrhunderts gab er trotzdem nicht auf, sondern reizte ihn lediglich bis an seine äußersten Grenzen hin aus.

Was hingegen tatsächlich von ihm geändert wurde, waren bestimmte Gepflogenheiten im Opernbetrieb. Musste man sich im 19. Jahrhundert noch mit selbstherrlichen Sängerinnen beziehungsweise Sängern und einem vergnügungssüchtigen Publikum herumschlagen, schiebt Mahler dem einen Riegel vor. Inspiriert von den Bayreuther Festspielen Wagners machte Mahler es sich zur Aufgabe, den Festspielgedanken auf den täglichen Repertoirebetrieb eines Opernhauses zu übertragen und sein Publikum zu erziehen: Zuspätkommende wurden von nun an erst in der Pause eingelassen, der Zuschauerraum wurde verdunkelt und das Orchesterpultlicht gedimmt, um so den Fokus auf die Bühne zu lenken, und selbst dem Starkult wurde zugunsten der Musik Einhalt geboten – alle Mitwirkenden müssen der Kunst dienen. Das künstlerische Werk steht im Vordergrund, „Die Kunst sollte von nun an nicht mehr der Zerstreuung, sondern der Konzentration dienen.“

Gustav Mahler war somit einer der bedeutendsten Wiener Operndirektoren – wahrscheinlich der bedeutendste überhaupt. Mahler wollte den Posten unbedingt, und er setzte nicht nur alle seine Beziehungen strategisch dafür ein, sondern konvertierte dafür sogar vom Judentum zum Katholizismus. Seine Karriere als Dirigent begann er mit 20 Jahren – nach ein paar Jahren in der Provinz führte ihn sein Karriereweg über Prag, Budapest – dort konnte er sich bereits als Operndirektor beweisen – und Hamburg nach Wien, zum Höhepunkt seiner Karriere als Direktor der Hofoper. In Wien setzte er sich ebenfalls als Konzertdirigent durch und ab 1898 leitete er die Abonnementkonzerte der Wiener Philharmoniker. Leider kam es aber nie zu einem guten Verhältnis mit dem Orchester und nach drei Jahren wurde er ehrenhaft entlassen.
Das Ende seiner Tätigkeit an der Hofoper brachte ihm einen Strudel von Intrigen: Widerstand gegen seine zukunftsweisende Opernreform und die nicht ganz unberechtigte Kritik, dass er zu selten in Wien anwesend war. Danach wollte er von der Oper nichts mehr wissen; er ging nach Amerika und arbeitete dort nur noch als Orchesterdirigent.

Wussten Sie schon, dass …

Gustav Mahler mit einem „It-Girl“ seiner Zeit verheiratet war? Die um 19 Jahre jüngere Alma Schindler war die Stieftochter des berühmten Malers Carl Moll, und sie hatte es Mahler angetan. Alma war eine hochtalentierte Frau, umschwärmt und geliebt, und nach einer Affäre mit Gustav Klimt im Alter von 16 Jahren, hatte sie bereits als junge Frau den Ruf einer „femme fatale“.