Eigentlich waren es ja insgesamt vier Sträusse: der Vater, wohl am besten bekannt für seinen Radetzkymarsch, und die drei Söhne Johann, Josef und Eduard, wobei erstgenannter hier besonders hervorsticht. Ihre Musik beherrschte das 19. Jahrhundert und wird bis zum heutigen Tag weltweit gespielt. Der Erfolg liegt vermutlich im perfekten Management, das hinter der Trias Strauss steht. Wir sprechen hier von einem florierenden Wirtschaftsunternehmen, das weltweit agierte. Johann Strauss Sohn war ein „Popstar“ des 19. Jahrhunderts, beim Weltfriedensfest in Boston 1872 spielte er gemeinsam mit 20 Subdirigenten vor 100.000 Menschen, und auf ein solches Konzert wäre wohl auch jeder heutige Musiker stolz.
Die Tourneen der Strauss-Kapelle sorgten immer für Schlagzeilen, und zwar nicht nur aus musikalischen Gründen. 1850, auf dem Weg nach Warschau, sollen die Musiker für Spione gehalten und in einen Schweinestall gesperrt worden sein. Angeblich sind sie erst auf persönliche Intervention der Zarin Maria Feodorowna frei gekommen, der Johann Strauss Sohn dann folgerichtig die eigens für dieses Gastspiel komponierte „Warschauer Polka“ widmete. Ob solche Geschichten nun wahr gewesen sind, oder nur geschicktes Marketing - jedenfalls waren sie gut fürs Geschäft. Besonders beliebt war Johann Strauss Sohn in Russland und auch bei der Pariser Weltausstellung 1867 sorgte er für Furore. Eigenartig daran ist, dass Strauss eigentlich unter Reiseangst litt. Wenn die Eisenbahn über eine Brücke oder durch einen Tunnel fuhr legte er sich im Waggon flach auf den Boden. Auch zu dem berühmten Gastspiel in Boston war er nur durch ein Honorar von 100.000 Dollar zu bewegen. Der Eisenbahnlustwalzer, in dem wir das rhythmische Geräusch des Dampfkessels der Lokomotive hören, stammt vom reisefreudigeren Vater. Der „schöne Edi“ (Eduard Strauss) hat diesem Transportmittel ebenso ein musikalisches Denkmal gesetzt: in seiner „Bahn frei“ Polka hört man zu Beginn des Stücks das charakteristische Pfeifsignal der Bahn.