Die Wiener Philharmoniker verdanken wir drei musikalischen Persönlichkeiten: Otto Nicolai, Alfred Becher und August Schmidt. Lesen sie weiter, um mehr über diese Herren zu erfahren.

Otto Nicolai

Der Start in die Welt war für Carl Otto Ehrenfried Nicolai nicht unbedingt leicht: Unmittelbar nach seiner Geburt am 9. Juni 1810 in Königsberg wurde die Mutter für irrssinnig erklärt, woraufhin dem Vater nichts besseres einfiel als seine Familie zu verlassen und den kleinen Otto Pflegeeltern zu übergeben. Erst zehn Jahre später erinnerte er sich seines Sohnes, was diesem aber besser erspart geblieben wäre: nach jahrelangen Mißhandlungen floh der 16-jährige Otto aus dem elterlichen Haus und versuchte sein Glück in Berlin. Dort fand er in Carl Friedrich Zelter, dem Lehrer Mendelssohns, einen Ziehvater, der sich seiner annahm und ihm das Musikstudium ermöglichte. Durch Empfehlungsschreiben Donizettis und Rossinis ergab sich eine Kapellmeisterstelle am k.k. Hofoperntheater, die aber – neben Intrigen und Anfeindungen, auch durch sein übersteigertes Selbstbewusstsein – nicht mehr verlängert wurde. Wieder in Italien sorgte die Oper „Il Templario“ 1840 für viel Aufsehen. Mit „Il Proscritto“ wollte sich Nicolai endgültig in die Herzen der Italiener spielen und gab daher seiner Verlobten Erminia Fezzolini die Hauptrolle. Die Premiere war ein Disaster, Fezzolini ebenso, worauf Nicolai sich umgehend entlobte und einem erneuten Ruf nach Wien folgte, inklusive durchschlagendem Erfolg und Vertragsverlängerung. Die Wiener Philharmoniker wurden gegründet und Nicolai avancierte zu einem der gefragtesten Dirigenten Wiens.

Dr. August Schmidt

Wurde am 9. September 1808 in einem musikalischen Wiener Haushalt geboren. Sein Vater, ein Staatsbeamter, war der Musik sehr zugeneigt und ist vorübergehend sogar von Joseph Haydn unterrichtet worden. Er übernahm die musikalische Ausbildung seines Sohnes, der mit nur acht Jahren als Geiger debütierte, „die Zahl der Wunderkinder jener Zeit noch um ein Exemplar erhöhend.“ Obwohl Schmidt als junger Mann von einer Begegnung mit Ludwig van Beethoven tief ergriffen war, wählte er nicht die Laufbahn eines Berufsmusikers, sondern eine sichere Beamtenstelle. Schmidt hatte Talent zum Schreiben und gründete 1841 die Allgemeine Wiener Musik-Zeitung, deren Redakteur er auch war. Als solcher transferierte er die Idee der Gründung der Wiener Philharmoniker kurzerhand in die Redaktionsräume und hob seine Rolle hervor, indem er den noch zögernden Nicolai mit der Ankündigung des ersten Philharmonischen Konzerts in seiner Zeitung überrumpelte. Ob das den Tatsachen entspricht ist fraglich, da sowohl Otto Nicolai, als auch Alfred Becher zum Zeitpunkt der Aussage bereits verstorben waren.

Dr. Alfred Julius Becher

Der gefürchtete Musikkritiker Dr. Alfred Julius Becher wurde am 27. April 1803 in Manchester als Sohn eines Kaufmanns geboren. Ursprünglich studierte er Jura und war auch als Advokat tätig, bis sich seine musikalische Begabung durchsetzte und er als Musikkritiker zuerst in Deutschland, später als Theorielehrer in Den Haag und London tätig wurde. Durch Empfehlungsbriefe Felix Mendelssohn-Bartholdys ergatterte er eine Anstellung bei Schmidts Musik Zeitung. Hier sah er seine Aufgabe im unermüdlichen Kampf gegen das Dilettantentum, was ihm nicht nur Freunde in der Wiener Musikszene sicherte. Das Revolutionsjahr 1848 veränderte Becher gänzlich, er gründete eine radikale Zeitschrift, in der offen zum Angriff auf die Truppen aufgerufen wurde und für die ungarische und italienische Revolution Stellung genommen wurde. Nach der Übergabe Wiens an das Militär wurde Becher denunziert und zu Tode verurteilt. Die für seine Kritiken so charakteristische Leidenschaft übertrug er ohne aller Vorsicht auf die Politik, und jener Dilettantismus, den er auf musikalischem Gebiet so vehement bekämpft hatte, wurde ihm nun selbst zum Verhängnis.

Wussten Sie schon, dass …

Otto Nicolai ein schwieriger Charakter – der oft mit seiner Umgebung aneinander geriet – war?

Als die Uraufführung seiner Oper „Die lustigen Weiber von Windsor“ verweigert wurde, zog er die Konsequenzen und verließ Wien für immer. In Berlin wurde die Oper schließlich uraufgeführt, jedoch starb Nicolai mit nur 39 Jahren zu früh, um den Welterfolg seines Meisterstücks erleben zu können.