Die erste Konzertreise der Wiener Philharmoniker fand zur Pariser Weltausstellung 1900 statt. Unter der künstlerischen Leitung Gustav Mahlers wurde drei Konzerte gespielt.

Es herrschte geschäftiges Treiben, alle Philharmoniker verpflichteten sich per Unterschrift zur Konzertreise, es wurde ein Orchesterphoto angefertigt und ein Finanzierungsplan entworfen. Nur leider hatte man vergessen für Werbung vor Ort zu sorgen… Daher gingen die Konzerte im Trubel der Weltausstellung unter und sorgten für ein finanzielles Debakel. Gustav Mahler war es, der dann den Gang nach Canossa bestritt und den in Paris weilenden Baron Rothschild um eine erneute Finanzspritze bat. Für diese „gütige Intervention des Herrn Direktors“ waren die Orchestermitglieder sehr dankbar und es kam kurzzeitig, zu einem sehr freundschaftlichen Verhältnis zwischen Orchester und Direktor.

Die richtige Reisetätigkeit des Orchesters setzte allerdings erst unter Felix von Weingartner ein, als dieser zum Abonnementdirigenten gewählt wurde. Während des ersten Weltkriegs avancierten die Philharmoniker zum Bestandteil einer diplomatischen Offensive des Außenministeriums und wurden zu einer Art Sonderbotschaftler ihrer Heimat. In diesem Rahmen entstand die erste richtige Konzerttournee der Philharmoniker. Unter der Leitung Felix von Weingartner wurden Konzerte in acht Städte der Schweiz aufgeführt. Diese Friedensmission verlief jedoch nicht ohne Zwischenfälle, so wurde das für Genf geplante Konzert wegen österreich- und deutschfeindlicher Kundgebungen durch den Stadtrat untersagt. Trotzdem war die Tournee ein Erfolg und man konnte mit dem Reinertrag notleidende schweizerische Wehrmänner unterstützen.

Nach dem Krieg – wiederum unter Felix von Weingartner – eine große Auslandstournee. Prag, Reichenberg, Teplitz, Karlsbad, Marienbad, Franzensbad und Brünn standen auf dem Programm. Diese geglückte Tournee vom Juli 1921 schürte das Selbstbewusstsein der Orchestermitglieder und so beschloss man, bei der nächsten Reise den Kontinent zu verlassen und sich nach Südamerika zu wagen. Im Juni 1922 begab sich das Orchester per Schiff nach Südamerika, wo es während der nächsten zwei Wochen 34 Konzerte und vier Opern aufführte. Es folgte eine weitere Südamerikatournee 1923 diesmal unter Richard Strauss.

Wussten Sie schon, dass …

nicht alle Mitglieder von der Südamerikatournee wieder zurück in die Heimat kamen? Der Bratschist Eugen Hüttner bat um seine Entlassung und verblieb in Argentinien. Er wurde Violinlehrer in Buenos Aires. Bei der zweiten Südamerikareise starben drei (!) Philharmoniker, zwei an Lungenentzündung und einer durch Selbstmord.